Huferkrankungen beim Kaltblut

Extrem umfangreich – geballtes Fachwissen – professioneller Austausch – sehr viel Lernerfahrung

So könnte man es kurz fassen, und doch nicht richtig auf den Punkt bringen. Deshalb folgen natürlich hier wie immer ein paar umfangreichere Worte zu diesem anspruchsvollen Kurswochenende bei uns in Windeck. Ausgangspunkt war der Wunsch vieler Parteien nach Austausch zum Thema Hufgesundheit, im besonderen Hinblick auf häufige Erkrankungen beim Kaltblüter. Ganz erfreulicherweise konnten wir mit Ulrich Gerusel einen unsagbar kompetenten Fachdozenten für diese Veranstaltung gewinnen, der auch durch das gesamte Kursprogramm führte. Mit im Gepäck hatte er eine umfangreiche digitale Dokumentation zu vielen verschiedenen Krankheitsbildern, und unzählige Präparate, um die digitalen Bilder zu veranschaulichen, -und ein Auto voll geladen mit technischen und praktischen Lösungen bei vielen Hufproblematiken. Ulrich als Schmied konnte zusätzlich seine Kollegen Ilka Slabik aus den Reihen der Hufpfleger als Dozentin dazu gewinnen. 

Umso erfreulicher war die Resonnanz auf die Auschreibung unsereseits. Es meldeten sich zusätzlich zu unserem Team 22 Teilnehmer aus allen Bereichen, und aus fast allen Bundesländern Deutschlands an zu diesem Kursangebot. Schmiede, Tierärzte, Tiermedizinische Fachangestellte, viele viele Hufbearbeiter aus verschiedenen Bereichen und mit unterscheidlchen Schwerpunkten, sowie eine große Anzahl Pferdebesitzer machten den geplanten Austausch zu einem wirklich anspruchsvollen Seminar.

Mit dem Prinzenhof in Windeck Werfen war schnell eine Anlage gefunden, die dieser Personenzahl gerecht wurde, und uns einen beheizten Raum für Theorie, und eine große Halle mit festem Untergrund und gutem Licht zum Arbeiten bot.
Von Herzen hier schon mal ein Riesendank an Ellen Prinz!!!

Samstags Vormittags starteten wir zunächst mit einer Fragerunde an die Teilnehmer. Viele Fragen und Fallbeispiele waren mitgebracht worden, keiner sollte ohne Beantwortung seiner Fragen am Sonntag wieder heim fahren. Alle Fragen, Themen und Wünsche wurden schriftlich gesammelt, und der Kursplan gemeinsam erarbeitet. Es folgte ein sehr intensiver Theorieblock, mit vielen Fallbeispielen aus der Praxis von Ulrich und Ilka, bestens vorbereitet mit Powerpoint. Blickschulung, reele Diagnostik, Befunde, Bearbeitungsmöglichkeiten und Resultate schäften die Sinne für die ganzheitliche Betrachtung von zB Hufrehe, Hufknorpelverknöcherung, Hufkrebs, Stellungsfehler, Wachstumsfehler, Behandlungsfehler, Haltungsfehler…..

Wir hätten sicherlich auch noch nach 3 Tagen keine Langeweile empfunden diesen Theorieblock auszuweiten. Dennoch gab es dann eine Mittagspause, und danach wurden die mitgebrachten Fallbeispiele der Pferdebesitzer analysiert, diskutiert und es erfolgte eine Beratung mit Lösungsvorschlägen.
Ein Fallbeispiel welches von uns selbst in Kooperation mit Dr. Colette Elmas vorgetragen wurde, war das unseres Brabanters Piet, den wir viele Monate mit einem schwierigen Hufkrebsbefall in medizinischer Behandlung in der Klinik im Kottenforst hatten. 8 Monate intensive Kooperation zwischen Tierärzten und verschiedenen Hufschmieden haben es ermöglicht, das Piet heute noch lebt und gesund ist, normal gearbeitet werden kann, ein normales Leben führt. 
Deshalb war auch geplant am Folgetag Piet in der Praxis die letzten, speziell angefertigten Eisen abzunehmen, und dann gemeinsam anzuschauen, wie sich das Hufwachstum verhalten hat, und ob ein regulärer Beschlag wieder aufgenagelt werden kann. 

Doch vorab erfolgte ein erster praktischer Teil, an dem alle aktiven Teilnehmer ihr Wissen zur Selbsthilfe in vielen Bereichen schulen durften. Umgang mit der Schleifmaschine, die sichere Führung des Hufmessers, Blickschulung, Eisen abnehmen und ein verlorenes wieder Aufnageln, kleine Korrekturen mit der Feile und dem Messer etc etc etc… Viele Fragen zur Praxis standen im Raum, es bildeten sich automatisch Kleingruppen, die sich gegenseitig unterstützten und austauschten bei der Bearbeitung von den vielen Tothufen, die Uli mitgebracht hatte. Ich habe selten in meinem Leben so einen intensiven, kompetenten Selbstläufer in der Fachpraxis erlebt und wir waren sehr, sehr erfreut wie lebhaft und rege es in der Halle zuging. 
Auch hier wurde der Kursteil mit keinen offenen Fragen beendet.

Da die meisten Teilnehmer aufgrund ihrer langen Anreise in Windeck übernachteten, ging es Abends gemeinsam zum Italiener wo auch ziemlich sicher niemand Langeweile hatte 🙂

Der Kurstag am Sonntag startete früh. Bei einem Kaffee wurden die letzten Fallbeispiele und Fragen aus unserer Sammlung besprochen, bevor es dann wieder in die Halle zur Praxis ging.
Dort warteten Piet ( mit Eisenbeschlag) und unsere kleine Lou (die barhuf stand) auf die Teilnehmer. Zur Blickschulung wurden Piets Beine und Hufe mit einem Laser von Ulrich vermessen, und die Teilnehmern wurden ermutigt mitzubeurteilen, was sie sehen und wie eine folgende Bearbeitung ausschauen müsste. Die Eisen durften durch die Teilnehmer mit weniger Vorerfahrung als Schulung aufgenietet und abgezogen werden.
Dann arbeitete Ulrich im Duo mit Schmied Marius, der Piets Krankheitsverlauf schon länger mitverfolgt hatte. Zu unserer eigenen, wirklich großen Erleichterung waren beide Problemhufe in ziemlich guter Struktur nachgewachsen. Durch den immensen Druck beim Nachwachsen hatte sich allerdings die Form der Hufe etwas verschoben. Hier fesselte Ulrich die Teilnehmer an sich, denn die zu erfolgende Korrektur am Huf, vor dem eigentlichen Beschlagen, war mehr als spannend. 

Da Ulrich im Wechsel mit Marius an Piet arbeitete, ging es parallel an Lous Hufbearbeitung durch Ilka und Teilnehmerin Christina Jostes, die ebenfalls berufliche Hufbearbeiterin ist. An Lous Hufen konnten die Teilnehmer die Anpassung an den Klebehufschutz „Glushu“ beim Kaltblüter anschauen, und natürlich ganz genau nachfragen. Ulrich und Ilka wurden auch hier nicht müde, Vor- und Nachteile aufzuzeigen, und stets genau zu erklären, was man während der Bearbeitung sehen konnte. Zu guter Letzt wurden verschiedene Korrekturansätze am Tothuf erklärt, und wir konnten einen Blick auf die Strukturen und das Innenleben im Huf selbst durch dasAufschneiden eines Pferdehufs werfen.

Gefüllt mit sehr, sehr viel Input, Ideen und Informationen konnte jeder Teilnehmer am Nachmittag auf die Heimreise. Wir möchten von Herzen Ulrich Gerusel für dieses aufschlussreiche Wochenende, und vor allem für die absolut professionelle, offene Dozententätigkeit danken! Ebenfalls ein Riesendank an Ilka Slabik! Viel Spaß mit den Fotos!

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