Durch eine Röntgenuntersuchung wegen Lahmheit wurden bei meiner damals 8-jährigen Kaltblut-Mix-Stute Hufknorpelverknöcherungen mit Ablösung und Hufgelenksarthose vorne rechts festgestellt. Ursache sind zu viel Gewicht auf zu kleinen Hufen und Fehlstellungen (Zehen nach außen, X-Bein-Stellung). So niederschmetternd wie die Diagnose war ebenfalls die Prognose bezüglich der Reitbarkeit des jungen Pferdes. Der Tierarzt empfahl, den Hufmechanismus durch kleine Eisen mit zusätzlichen Nägeln einzuschränken und sie – solange es überhaupt noch möglich ist – im Freizeitbereich zu reiten.
Nachdem ich den Schock verdaut habe, vereinbarte ich mit unserem Schmied einen Termin, um die bisher barhufige Stute nach Tierarztempfehlung zu beschlagen. Trotz Sedierung hat sie sich gegen das Aufbrennen gewehrt. Am Ende hatten wir zwar Eisen, aber eines wurde im Eifer des Gefechtes schief aufgenagelt, so dass die Stute nicht laufen konnte. Also wieder runter damit. Ich ging auf die Suche nach einem neuen Schmied. Durch Zufall las ich den Bericht einer Pferdebesitzerin, deren Kaltblut mit derselben Hufproblematik dank der Hufbearbeitung von Schmied Ulrich Gerusel wieder rund läuft.
Trotz ca. 150 km Entfernung kam Uli eine Woche nach meinem Anruf zu uns nach Bielefeld. Er hat sich sehr viel Zeit genommen und mir anhand der Röntgenaufnahmen erklärt, was außer dem Einschränken des Hufmechanismus möglich ist. Wir haben uns für einen Beschlag mit ALU-Eisen entschieden, die entsprechend der Fehlstellung geformt sind. Die Eisen hat Uli deutlich größer gewählt, um den Huf zu weiten und dem Hufmechanismus Platz zu schaffen, die Zeit zwischen den Beschlägen kurz angesetzt. Bereits nach drei Wochen lief die Stute lahmfrei und motiviert über den Paddock. Nach dem zweiten Beschlag habe ich begonnen, sie vorsichtig anzutrainieren. Inzwischen bekommt sie statt ALU normale Eisen, die ihrer Hufproblematik entsprechend geformt sind. Zu meiner Erleichterung hält Uli trotz meines „Kampfklumpis“ nichts von Sedierungen und beschlägt sie kalt. Er ist äußerst umsichtig und gelassen im Umgang mit ihr und nach anfänglichem Misstrauen sind die beiden heute ein eingespieltes Team.
Und das BESTE zum Schluss: Letzte Woche – genau 1 Jahr nach der Diagnose – habe ich eine Vergleichs-Röntgenaufnahme machen lassen. Um die Verknöcherungen hat sich Dank der Weitung des Hufes neues Knorpelgewebe gebildet, mit viel Platz zum Arbeiten. Von der Arthrose im Hufgelenk ist kaum etwas zu sehen. Die Stute hat während des Jahres nicht gelahmt und zeigt sich in der Bewegung höchst motiviert. Reiterlich befinden wir uns wieder auf dem Stand des letzten Jahres und haben noch viel Zeit, uns weiter zu entwickeln.